Film und Psychoanalyse „Das weiße Band“ (Mich v Literaturhaus Halle
Mit diesem Format begründet das Literaturhaus Halle in Zusammenarbeit mit dem Halleschen Programmkino „Zazie“ eine Reihe, die jeweils einen Film der Kinogeschichte unter psychologischen Aspekten beleuchtet. Filme werden im Sinne Siegfried Kracauers als „Spiegelbild“ jener „Tiefenschichten einer Kollektivgesinnung verstanden, die mehr oder minder unterhalb der Bewusstseinsschwelle liegen“. Im Anschluss an den Film spricht Alexander Suckel mit dem renommierten Psychotherapeuten Gerold Hiebsch über Verfahren der psychoanalytischen Filminterpretation, die das Gesehene als Indikatoren soziokultureller Befindlichkeiten versteht.
„Das weiße Band“ ist ein Spielfilm des österreichischen Regisseurs Michael Haneke aus dem Jahr 2009. Die Handlung des Schwarzweißfilms ist im Jahr vor Beginn des Ersten Weltkriegs in Norddeutschland angesiedelt und schildert mysteriöse Vorfälle im fiktiven Dorf Eichwald. Der Film verdeutlicht das bedrückende, insbesondere für die Heranwachsenden traumatisierende soziale und zwischenmenschliche Klima der damaligen Zeit, das selbst im engen Familienkreis von Unterdrückung und Verachtung, Misshandlung und Missbrauch sowie Frustration und emotionaler Distanz geprägt ist. Er wirft einen kritischen Blick auf den sittenstrengen Protestantismus.
Seine Uraufführung erlebte „Das weiße Band“ am 21. Mai 2009 bei den 62. Filmfestspielen von Cannes, wo Haneke mit der Goldenen Palme, dem Hauptpreis des Filmfestivals, ausgezeichnet wurde.
Gerold Hiebsch, Jahrgang 1957 ist Nervenarzt und Psychoanalytiker und seit 25 Jahren in eigener Praxis niedergelassen in Halle. Er arbeitet als Dozent und Lehranalytiker am „Mitteldeutschen Institut für Psychoanalyse“ in Halle und ist Mitautor des Buches „Seele und totalitärer Staat“.
Moderation: Gerold Hiebsch, Alexander Suckel
Eintritt frei