Klaus "Major" Heuser Band v Musiktheater Piano
Wenn der Begriff Kultstatus im weitesten Sinne noch mit Qualität zu tun hat, so ist die Klaus „Major“ Heuser Band auf dem besten Wege, Kult zu werden. Warum ist sie es nicht längst? Viele von seiner Sorte, seiner Erfahrung und seiner Klasse haben wir nun nicht gerade im Lande und wir können uns glücklich schätzen, dass da einer ist von Format, einer der immer noch hungrig ist, der immer noch bereit ist, sich zu quälen für seine ganz persönliche Vision von Rock-Musik, der er heute vielleicht sogar näher ist, als jemals zuvor. Er zahlt aber auch in klingender Münze zurück, was er in jungen Jahren an Erfolg und Zuneigung geerntet hat und vielleicht ist es ja genau das, was den Konzerten seiner spielfreudigen Band die Tiefe und diese enorme Präsenz verleiht: jemand der sein Publikum dafür liebt, dass es ihm die Treue hält, der mit ihm fühlt und es genau dort abholt, wo es steht, um es mitzunehmen auf eine Reise, die zwar schon vor längerer Zeit begonnen hat, aber noch lange nicht zu Ende ist.
Wieviele deutsche Rock-Gitarristen fallen uns ein, wenn wir an ein elektrisierendes, ein prägendes Gitarrenriff im Sinne von sagen wir mal ‚Satisfaction’ oder ‚Smoke on the Water’ denken? Genau – da wird die Luft dünn und wir landen ganz schnell beim Major. Der Major hat Sachen geliefert, die einfach jeder kennt. Wenn er etwa das Gitarren-Intro von ‚Verdamp lang her’ bei seiner damaligen Band BAP aufsteigen ließ, ging das Publikum steil, kam niemand um eine gepflegte Gänsehaut herum. Und keiner hat je die Gitarristen gezählt, denen die Licks des Majors Anlass gaben, selbst den Kampf mit dem Instrument aufzunehmen. Die Euphorie jener Tage ist Legende, doch der Major ist es auch, wenngleich eine sehr heutige und extrem vitale. Während das alte Vaterschiff noch unverdrossen auf dem einmal eingeschlagenen Kurs segelt, erfindet sich sein maßgeblicher, aber längst von Bord gegangener 1. Offizier immer wieder neu. Er bleibt sich treu, schielt nicht nach schnellem, zeitgeistig gesteuertem Erfolg. Dabei brauchte es durchaus seine Zeit, bis Klaus Heuser fand, was er suchte, ja brauchte, und das waren in erster Linie die richtigen Mitstreiter, denn unser Mann ist ein ausgesprochener Team Player.
Nach der erfolgreichen Phase mit dem Blues-Recken Richard Bargel ist die Band mit dem neuen Sänger Thomas Heinen und nicht zuletzt dank des inzwischen fest etablierten musikalischen Allrounders Matthias Krauss (Keyboards, Gitarren, Producing) nun in eine weitere, eine höhere Dimension vorgedrungen. Die aktuelle Heuser Band ist viel unterwegs und sie ist komplexer, ja ausdrucksstärker geworden in ihren zahlreichen Konzerten landauf, landab. Da ist etwas zusammengewachsen, besser noch, da wächst etwas über sich hinaus, das die medienpräferierte kaltherzige Machinenmusik schlicht schulterzuckend hinter sich lässt. Die Major Heuser Band wendet sich an Zuhörer, die Wert auf den guten alten Ensemblegeist legen, die sich mitreißen lassen wollen von ausgebuffter Interaktion und von dynamischem Zusammenspiel. In einem Bogen der von annähernder Stille bis hin zum jubelnden Rock-Solo reicht. Das Entertainment kommt dabei aber auch keineswegs zu kurz, nicht zuletzt dank der launigen Ansagen eines Bandleaders, der sein Publikum nie einfach nur sich selbst überlässt und alles dafür tut, es glücklich in die Nacht zu entlassen.
’57? Der aktuelle Albumtitel ist der Synchronität verschiedener Ereignisse geschuldet: Der Major,1957 geboren, feierte folglich 2014 seinen 57sten Geburtstag. Als dann auch noch ein Koffer aus BAP-Zeiten mit der Ladenummer 57 auftauchte, nahm man das als Zeichen. Nebenbei bemerkt wurde im Jahre 1957 auch noch der PAF-Humbucker eingeführt, jener Tonabnehmer der Gibson Les Paul also, auf der Klaus seinen Signature-Sound fand. Inhaltlich bewegt sich das Album ’57 im geerdeten Mainstream-Kontext aus Rock und Blues mit Anflügen von Roots, Country und Americana, markiert von solider Handarbeit und klassischem Songwriting. Die sorgfältig erarbeiteten Songs bieten Atmosphäre und Tiefe, rühren an, wie etwa das akustische ‚Fullmoon Nights’ mit schöner Klavierarbeit und sensibler Slide-Gitarre oder das in seiner melodischen Eleganz an Bruce Hornsby erinnernde ‚Pictures and Memories“, geben aber auch schon mal Kante (‚Make it better’) und erfreuen damit des Rockers Herz. Die Instrumentierung greift auf ein großes Repertoire akustischer und elektrischer Gitarren zurück, die in Verbindung mit luftigem Piano und saftigen Orgel-Sounds die ausdrucksstarke Stimme des Thomas Heinen effektvoll anzuschieben vermögen. Ob nun Eagles-affiner Harmony-Gesang mit zweistimmigem Gitarren-Spot (’Catch The Flame’), Knopfler-Reminiszenz (’5 a.m.’) oder Hooks irgendwo zwischen Tom Petty und JJ Cale, der Bogen stimmt und alle Darbietungen entfalten sich auf dem sicheren Fundament einer souverän agierenden Rhythmusgruppe (Sascha Delbrouck – Bass, Marcus Rieck – Drums). Über all dem aber steht die mal fühlige, mal erdige, immer aber fabelhafte Gitarrenarbeit des Klaus Heuser – go ahead Major, let it bleed!